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„Das Handwerk hat eine deutlich größere Wertschätzung verdient“

Business Breakfast bei der Eugen Büring GmbH

„Es regnet Suppe, aber wir haben nicht genug Löffel.“ Mit diesen Worten hat Detlef Büring, Geschäftsführer der Eugen Büring GmbH, beim Business Breakfast der Wirtschaftsförderung Münster GmbH (WFM) das Dilemma in Handwerksbetrieben verdeutlicht. Es fehlt an qualifiziertem Personal und auch an Nachwuchs bei einer hohen Auftragslage.

„Der Fachkräftemangel ist schon lange präsent, doch jetzt wird er akut“, erklärte der ausbildende Meister und Leiter der Kundendienst- und Serviceabteilung gegenüber 80 Gästen in den Räumlichkeiten von Bad & Mehr an der Bergstraße. Der Großteil der Menschen sei sich über die Folgen der Notsituation nicht im Klaren. „Der Kunde erwartet immer noch, dass der Handwerker bei einem Schaden am nächsten Tag vor der Tür steht. Doch das ist nicht mehr so, weil die Auftragsbücher mehr als voll sind“, sagte Büring. Er kenne Fälle von Menschen, die seit Wochen ohne Heizung leben, weil entweder die Ersatzteile vom Hersteller nicht zu bekommen sind oder weil andere Aufträge erst abgearbeitet werden müssen.

Die von WFM-Geschäftsführer Dr. Thomas Robbers genannte Zahl zur Auslastung des Handwerks passte ins Bild. Die Kunden müssen sich im Gesamthandwerk inzwischen auf eine Wartezeit von durchschnittlich 9,1 Wochen einstellen, bis ein Auftrag erfüllt werden kann. Die Statistik des Zentralverbands des deutschen Handwerks (ZDH) weist in den Bauhandwerken sogar 13,4 Wochen und bei den gewerblichen Zuliefererbetrieben 9,6 Wochen bis zur Bearbeitung aus. „Eine hohe Auslastung klingt zunächst einmal gut. Doch bei gleichem oder weniger Umsatz, der aus dem Personalmangel resultiert, machen wir weniger Ertrag.“ Das ist ein wirtschaftlicher Schaden.

Bei den Geschäftsführern Detlef und Olaf Büring ist deshalb die Einstellungsbereitschaft hoch. Und bei Verfügbarkeit von talentiertem Berufsnachwuchs und Fachkräften würden die Brüder noch mehr Stellen schaffen. Doch die Suche und das Halten qualifizierter Mitarbeiter ist zur alltäglichen Herausforderung geworden. Sie werden unter anderem aus anderen Unternehmen und Branchen abgeworben.

Im Handwerk schließen laut Büring bis 2030 zirka 30 Prozent aller Betriebe aufgrund des demografischen Wandels, der fehlenden Nachfolgeregelung und der gesellschaftlichen Faktoren. Nach seinem Empfinden bevorzugen zu viele junge Menschen ein Studium, obwohl sie in der Ausbildung besser aufgehoben wären. Ein weiteres Grundproblem sieht er in der mangelnden Akzeptanz handwerklicher Tätigkeiten. Zirka 75 Prozent aller Jugendlichen entscheiden sich trotz ihres großen Interesses gegen einen Handwerksberuf, weil sie die Wertschätzung in der Familie und im Freundeskreis nicht bekommen.

„So erstickt man die Lust im Keim, obwohl sich bei uns viel schneller Karriere machen lässt als bei einem akademischen Werdegang“, betont Büring. „Nach der Ausbildung, der Gesellenzeit und dem Meister-, Techniker- oder Bachelorabschluss verdient man mit 25 Jahren gutes Geld, ist persönlich gereift und verfügt über einen Top-Job mit ausgezeichneter Perspektive.“ Auf den Geschmack bringen will die Eugen Büring GmbH den Nachwuchs durch das Angebot von Praktika und besser bezahlten Ferienjobs. So wird das Schnupperangebot zum möglichen Karrieresprungbrett.