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Andreas Weitkamp: „Wir bilden im Handel Persönlichkeiten aus“

Fokus Handel-Veranstaltung: WFM, IHK, Handelsverband

Seit vielen Jahren hat der Einzelhandel ein gravierendes Nachwuchs- und Fachkräfteproblem, „und wir im Textilsegment im Besonderen“, verdeutlichte Andreas Weitkamp bei der Veranstaltung Fokus Handel die Notlage in der Personalgewinnung. Die Wirtschaftsförderung Münster, die IHK Nord Westfalen und der Handelsverbands NRW Westfalen-Münsterland hatten in das IHK-Bildungszentrum eingeladen. „Zielgerichtetes Marketing ist das Gebot der Stunde. Wir bilden junge Menschen zu Persönlichkeiten aus und möchten sie so für den Handel und unser Unternehmen begeistern“, betonte der Geschäftsführer des Modehauses Schnitzler vom Prinzipalmarkt.

Große Zustimmung erhielt er von Silke Deutschmann, IHK-Projektkoordinatorin Bildungspolitische Projekte, und der Personalberaterin Wiebke Böhmer aus Selm. Ihre Impulse: Alte Pfade verlassen und kreativ auffallen, um heute als attraktiver Arbeitgeber im Handel wahrgenommen zu werden. Es moderierte WFM-Beraterin Dr. Christina Willerding.
Zur Ansprache und Förderung der jungen Menschen sowie zur Stärkung der Ausbildung initiiert das Modehaus Schnitzler das „Horizont-Projekt“. Im Laufe der dreijährigen Ausbildungsphase werden sechs Praktika bei Kooperationspartnern angeboten. „Dabei eigenen sich die Auszubildenden wertvolle Fähigkeiten an, die weit über das Thema Mode hinausgehen“, erklärt Weitkamp. Beispielsweise lernen sie im Hotel Atlantic den Umgang mit Kundenreklamationen, beim Juwelier Oeding-Erdel entwickeln sie ein Gefühl für Preisbildung in Bezug auf die Wertigkeit von Produkten, in Agenturen steht die Vermarktung von Mode in den Sozialen Medien sowie die Organisation von Events auf dem Programm. Auch ein durch das Erasmus-Programm geförderter Auslandsaufenthalt sei möglich, um dem Fachkräftenachwuchs eine möglichst erfahrungsreiche Zeit zu bieten, betonte Weitkamp und verweist auf die Webseite des Unternehmens und die sozialen Medien. „Hier zeigen wir unsere Mitarbeitenden und die Menschen dahinter, in denen sich die potenziellen Auszubildenden wiederfinden sollen.“

Beraterin Wiebke Böhmer empfiehlt den Arbeitgebern ebenso, sich bei der Ansprache von potenziellen Mitarbeitenden – und insbesondere bei der jüngeren Generation – deutlich abzuheben. Für die Generation zählt Sicherheit und Authentizität. „Zeigen Sie auf all Ihren Kanälen ihre Mitarbeitenden in ihrem alltäglichen Arbeitsumfeld und lassen Sie auch einen ehrlichen Einblick in das Unternehmen und dessen Kultur zu. Geben Sie Ihrem Betrieb ein wahres Gesicht – auf Ihren Karriereseiten im Internet, in Zeitungsanzeigen, auf Jobmessen, Aushängen oder in der Werbung, mit dem die Ansprache potenzieller Bewerber gelingt“, sagte die Expertin.

Grundsätzlich gelte, für Bewerber die Kontaktaufnahme so einfach wie möglich zu machen. Es muss nicht immer die schriftliche Bewerbung sein, „von Fall zu Fall schicken die Interessenten eine WhatsApp und Sie als Unternehmer melden sich zurück.“ Das komme gut an. Und nutzen Sie auch Ihre eigenen Mitarbeitenden als Botschafter zu möglichen Beschäftigten. Die niederschwellige Ansprache kann Enormes in Bewegung setzen.

Diese Erfahrung macht auch Silke Deutschmann. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen von der IHK Nord Westfalen initiiert sie seit Jahren unterschiedliche Projekte zur Unterstützung von Jugendlichen beim Übergang von der Schule in den Job. In dem Projekt „Ausbildungsbotschafter“ geben Auszubildende unterschiedlicher Berufsfelder Schülerinnen und Schülern Impulse für ihre berufliche Orientierung. Sie erzählen vor Schulklassen von ihren eigenen Gedanken bei der Berufswahl und liefern Einblicke in ihren Arbeitsalltag, Inhalte ihrer Ausbildung und Karrierechancen.

Nicht Live, sondern auf dem IHK-Instagram-Kanal präsentieren Auszubildende bei dem Projekt „#Azubimojis“ ihre Ausbildungsberufe und ihren Alltag. Auch Informationen zu den Unternehmen und Einblicke hinter die Kulissen sollen Jugendliche ansprechen. Bei mehr als 300 Ausbildungsberufen ist es gar nicht leicht, den Überblick zu behalten. Die IHK trägt einen großen Teil zur Orientierung bei, so Deutschmann.