„Fast Forward“ der WFM Münster zum Thema Betriebsübergabe
Nach der Erfahrung des Referenten Friedrich gibt es keinen vergleichbaren Prozess im Betrieb, bei dem eine so große Anzahl von Interessengruppen involviert ist, z.B. der Eigentümer, der Käufer, der Berater, die Familie, die Arbeitnehmer, das Finanzamt und Banken sowie die Politik und Öffentlichkeit. Aus diesem Grund müsse der Prozess gut strukturiert und mit der Gewinnung eines adäquaten Nachfolgers oder einer Nachfolgerin durchgeführt werden, wie Friedrich betonte und von dem ehemaligen Handwerksunternehmer Jörg Rahn bestätigt wurde. Rahn hatte 2019 zusammen mit seinem Vater den Betrieb verkauft und bei dem komplexen Prozedere auf Friedrichs Unterstützung vertraut.
Friedrich unterteilte das Übergabeverfahren im Sinne einer klaren Vorgehensweise in sieben Schritte: die Klärung der Übergabebedingungen des Eigentümers, die Vorbereitung des Prozesses, die Identifizierung eines Nachfolgers, die Verhandlung und Vertragsgestaltung, die Übergabe des Betriebs und dessen Fortführung. Eine zentrale Botschaft an veräußerungswillige Unternehmerinnen und Unternehmer lautete: „Achten Sie bei der Identifizierung einer geeigneten Person nicht nur auf deren fachliche Expertise, sondern er bzw. sie muss ein Unternehmertyp sein und den gewissen Spirit in sich tragen.“
Und auch die zweite Kernmessage gelte es sehr zu beherzigen: „Der Interessent bekommt nach der Abgabe einer Vertraulichkeitserklärung alles offengelegt, was den Betrieb betrifft. Geben Sie von Anfang an vernünftige Zahlen heraus und schaffen 100-prozentige Transparenz, der Entscheidungsfindung beim potenziellen Käufer dient.“ Andernfalls kann das dem Prozess schaden. „Wenn es am Ende ums Geld geht und etwas vorher nicht offengelegt wurde, ist das der entscheidende Moment, an dem die Übernahme scheitern kann.“
Und noch ein Tipp: Trotz der Emotionen müsse der abgebende Unternehmer darauf achten, dass der Nachfolger das Lebenswerk des Verkäufers nicht eins zu eins weiterführt, sondern den Betrieb weiterentwickelt. „Sie können sich sicher sein: Wenn der Übernehmer so weitermacht wie bisher, dann ist der Betrieb in einem halben Jahr platt. Gehen Sie geschickt in die Verhandlung, seien Sie geschmeidig und lassen Sie Spielräume zu.“