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agriportance an der „Wallstreet für Biomethan“ führend

Technologieförderung bescheinigt Startup große Zukunft

„Fair, effizient, transparent und nachhaltig“: Mit diesem Leistungsversprechen hat sich das Startup agriportance als versierter Vermittler für Biomethan bei landwirtschaftlichen Produzenten und abnehmenden Betrieben einen echten Namen gemacht. Das im Frühjahr gegründete Unternehmen, zugleich Pionier auf seinem Geschäftsfeld, profitiert vom Trend zu klimaneutraler Mobilität in einer Nische mit starken Wachstumschancen. Der Existenzgründungs¬berater Alexander Kelm von der Technologieförderung Münster GmbH bescheinigt den Machern Henning Dicks und Thorsten Rohling eine große Zukunft. Das Bild der „Wallstreet für Biomethan“ soll die Dimension des Marktpotenzials widerspiegeln.

Biomethan dient der Produktion von Elektrizität und Wärme in Blockheizkraftwerken, Gaswärmepumpen und Motoren zum Antrieb von Schiffen, Lkws oder Pkws. Als erneuerbarer Treibstoff für Pkw oder Lkw ergänzt er Elektro- und Wasserstoffmobilitätslösungen im Zuge der Verkehrswende. „Die Kombination aus landwirtschaftlichem Fachwissen und dem Verständnis für digitale Geschäftsmodelle öffnet den beiden Jungunternehmern bei landwirtschaftlichen Produzenten und Abnehmern aus dem Kraftstoffsektor Tür und Tor“, berichtet Kelm. Der gelernte Landwirt und studierte Agrarwissenschaftler Dicks sowie der Softwareexperte Rohling haben eine digitale Plattform entwickelt, die Anbieter und Nachfrager unkompliziert und schnell miteinander verbindet.

„Durch die konsequente Digitalisierung unserer Prozesse ist es uns möglich, mit niedrigen Transaktionskosten Biomethan zu vermitteln. Das macht das Geschäft für beide Seiten profitabel“, erklärt Rohling. „Produzenten und Abnehmer haben den vollen Überblick über die Zahlungsflüsse aller Seiten. Das ist bei der Beteiligung von zwischengeschalteten Händlern mit einem ausgeprägten Gewinnstreben nicht der Fall. Diesem bisherigen Gebaren wollen wir entgegenwirken.“

Inzwischen vermitteln die Jungunternehmer das Biomethan für 50 Betriebe, mit sieben Erzeugern bestehen feste Lieferverträge. Die letzte Erfolgsmeldung vom September informiert zum Beispiel über die langfristige Lieferungsvereinbarung zwischen der Ruhe Agrar GmbH, agriportance und dem Energie- und Tankstellenunternehmen Q1 Energie AG aus Osnabrück. Ab Sommer 2022 werden täglich etwa 2,3 Tonnen Bio-LNG pro Tag erzeugt. Diese Menge des alternativen Biokraftstoffs entspricht etwa 3.500 Liter fossilem Diesel. Pro Jahr bedeutet das eine äquivalente Dieselmenge von etwa 1,3 Millionen Liter bzw. jährliche CO2-Einsparung von sechs bis sieben Millionen Kilogramm CO2.

Bei der Zusammenarbeit fällt vor allem ins Gewicht, dass agriportance die produzierenden Unternehmen bzw. Landwirte durch den erforderlichen und nicht ganz einfachen Nachhaltigkeits-Zertifizierungsprozess begleitet. Das Unternehmen unterstützt sie mittels der selbst entwickelten Software für Treibhausgas-Bilanzen, um im Anschluss das Biomethan mit der so genannten Treibhausgas(THG)-Quote an zuverlässige Abnehmer zu vertreiben. „Beim Aufbau unseres Unternehmens haben wir aus unzähligen Gesprächen mit Marktakteuren mitgenommen, dass die zur Biomethan-Produktion nötige Treibhausgas-Bilanz (THG-Bilanz) und die Zertifizierung eine enorme Herausforderung für die Produzenten darstellen.“ Als weitere Hürde entpuppte sich in den Gesprächen der Vertrieb, „was wir so auf keinen Fall vermutet hätten“, sagt Rohling. Doch Produzenten und Abnehmer sprechen oftmals nicht die gleiche Sprache, wenn es um Preise sowie Liefermengen und -modalitäten geht. „In der Schnittstelle unterstützen wir unsere Kunden in allen Belangen.“

„Dicks und Rohling haben die Bedarfe der Landwirte erkannt und diese als Basis für ihr tragfähiges, weiterentwickelbares Geschäftsmodell identifiziert. Das ist für eine Gründung vorbildlich“, sagt Kelm von der Technologieförderung und lobt die ambitionierte Herangehensweise der Mittzwanziger. Bezeichnend für den Esprit des Unternehmens ist die Beschäftigung von Johann Garver, an sich Student der Volkswirtschaftslehre, als Mitverantwortlicher für die Finanzen. Inzwischen haben sie acht Stellen geschaffen, gerade jüngst wieder zwei Vollzeitkräfte für die Zertifizierungsberatung und den Vertrieb eingestellt.

Eine gewisse finanzielle Sicherheit bietet agriportance die erste Zusammenarbeit mit einem Business Angel aus dem westlichen Münsterland. Er investierte einen niedrigen sechsstelligen Euro-Betrag in das zukunftsweisende, bislang auf Deutschland ausgelegte Geschäftsmodell. Der Zuschuss beflügelt die Phantasie und liefert Ansporn zum Handeln in größeren Dimensionen: „Zukünftig sehen wir uns auch auf dem europäischen Markt. An der entsprechenden Strategie arbeiten wir bereits.“