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Baukultur bei Gewerbeimmobilien schafft Mehrwert

Plädoyers für gestalterische Qualität

Bei Baukultur im gewerblichen Immobiliensegment geht es nicht nur um die gestalterische Qualität von Architektur und Stadträumen, sondern auch um soziale, ökologische und ökonomische Aspekte. Und das hat Mehrwert, wie Reiner Nagel von der Bundesstiftung Baukultur und der Architekt Andreas Heupel bei Fokus Immobilien betonten. Die Quintessenz ihres Plädoyers vor zirka 80 Zuhörern: Baukultur ist für den Städtebau und unternehmerischen Erfolg von hohem Nutzen. Die Wirtschaftsförderung Münster GmbH hatte eingeladen.

„Wir diskutieren in dieser Republik immer wieder über Städte, die nach dem Krieg ganz unterschiedliche Lösungen beim Wiederaufbau gefunden haben. Gut, dass man sich damals in Münster gegen die Etablierung neuer Strukturen entschieden hat“, verwies WFM-Geschäftsführer Dr. Thomas Robbers auf das bedeutende städtebauliche Niveau am Beispiel des Prinzipalmarkt. Überdies zeugten auch Projekte jüngerer Vergangenheit wie die Münster Arkaden, das Stubengassen-Areal, der Alte Fischmarkt, die Aaseeterrassen und der Hafen von hohen gestalterischen Ansprüchen. „Wir sind in Münster gestalterische Qualität gewohnt, mit der Investoren häufig hohe Kosten verbinden. Das muss aber nicht sein“, sagte Robbers.

Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur mit Sitz in Potsdam, sprach sich für die Instandhaltung des gebauten Erbes und die Pflege öffentlicher Räume aus. Er zeigte, welche Potenziale in dem Thema stecken, wie Unternehmen mit ihrem Eigentum einen Beitrag zur Gesellschaft leisten und wie man sich selbst in den Fokus einer erfolgreichen Unternehmensstrategie setzt. „Eine gut gestaltete und gebaute Umwelt ist ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor für Wirtschaft.“

Der Referent berichtete von seiner Teilnahme am Weltwirtschaftsforum in Davos, wo 35 europäische Länder einer Deklaration zu Baukultur beigetreten waren. Der Anlass: Europaweit ergeben sich Probleme durch eine Trivialisierung des Bauens bzw. relativ schlichtes und schlecht gestaltetes Bauen: durch Flächen- und Landschaftsverbrauch, verantwortungslose Agglomeration, Suburbanisierung in Einfamilienhausgebiete und Gewerbegebiete, die Kulturlandschaften beschädigen. Doch, so Nagel: „Wir leben in einer Zeit von ,sharing heritage‘: Es geht darum, das gebaute Erbe – was wir als unsere liebenswerte Umwelt betrachten – in die Zukunft zu führen.“
Bei Baukultur im Gewerbebau, so Nagel weiter, gehe es nicht um die Frage, was für einzelne Branchen wie Handel, Dienstleistung oder Industrie gut ist. Sondern um das große Ganze. Münster habe bei der Stubengasse als „passendem Baustein der Stadtgestaltung“ die richtige Antwort gegeben. „Ein großes Shopping-Center am Stadtrand wäre die schlechte Alternative gewesen.“

Prognosen gehen von nur noch zirka acht Prozent Neubauten im Jahr 2030 aus. Es sei Aufgabe, vorhandene Räume und Gebäude durch Um- und Anbauten in eine gute Zukunft zu führen, idealerweise ökologisch optimiert durch Recyclingbaustoffe. Architekt Andreas Heupel belegte an Beispielen, dass sich mit Holz sehr gut bauen lässt. Er muss es wissen, schließlich sitzt er mit seinem Unternehmen in Münsters Hafen selbst in einem Holz-Hybridgebäude. „Baukultur im Gewerbe ist Garant für Mehrwert – für das Unternehmen und sein Image“, sagte Heupel. Durch hochwertige Architektur zeige man Wertschätzung gegenüber Mitarbeitern. Architektur schaffe auch ein gutes Arbeitsumfeld, in dem sie sich wohlfühlen. Darüber hinaus trage die gestalterische Qualität auch zur Identifikation mit dem Unternehmen bei. Und auch in Zeiten des Fachkräftemangels könne hochwertige Objektqualität beim Recruiting unterstützen.